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Naturmaterial Hanf

Nina Kegel

Nachhaltigkeits-Expertin im Bereich bewusster Konsum und umweltgerechtes Leben

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Die Verwendung von Hanf in der Bekleidungsindustrie hat jahrhundertelange Tradition. Auch heute noch wird die Naturfaser aufgrund ihres umweltfreundlichen Anbaus und ihrer Langlebigkeit geschätzt.

Bereits vor über 12.000 Jahren wurde Hanf im heutigen China angebaut und als Nutzpflanze vielseitig verwendet: für die Herstellung robuster Seile, als Speiseöl, in der Papierherstellung sowie in Form von Hanfbekleidung. Bevor es im 19. Jahrhundert durch preisgünstigere Baumwolle verdrängt wurde, gehört der bis zu vier Meter hohe Hanf zu den gängigsten Pflanzenfasern im Textilbereich. Seit einigen Jahren gibt es Versuche, Hanffasern wieder zurück in die Modeindustrie zu bringen. Grund dafür sind der geringe Wasserbedarf und der hohe Ertrag der Pflanze, die Nutzhanf zu einem besonders nachhaltigen Textilrohstoff machen.

Die Vor- und Nachteile von Hanfkleidung

Als nachwachsende Naturfaser hat Hanf zahlreiche Vorteile, die Kleidung aus Hanf für die Fair Fashion-Branche besonders interessant machen:

Besondere Robustheit

Nicht nur die Hanfpflanze als solche ist robust, sondern auch die daraus gewebten Stoffe. Für Levis Strauss war Hanf deshalb auch der perfekte Rohstoff für die erste Ausführung dessen, was wir heute als Jeans kennen. Kleidung aus Hanf wird auch heute noch besonders aufgrund ihrer Langlebigkeit geschätzt. Zudem sorgen die Genügsamkeit und Anpassungsfähigkeit der Hanfpflanzen dafür, dass sie in verschiedenen Klimazonen angebaut und damit wertvolle Ressourcen gespart werden können. Angesichts des Klimawandels sind Hanffasern damit ein immer bedeutender Rohstoff. 

Hoher Aufwand

Für die Textilindustrie wird das sogenannte Hanfstroh, also Teile des Pflanzenstängels, verwendet. Um dieses zu gewinnen, müssen zunächst andere Pflanzenteile entfernt werden. Zugleich muss zugunsten der Hanfpflanze allerdings festgehalten werden, dass alle ihre Teile sinnvoll verwendet werden können, in der Baubranche etwa. 

Frei von Pestiziden

Die robuste Pflanze kommt ganz ohne den Einsatz von Pestiziden aus, da sich Hanfpflanzen selbst vor Schädlingen schützen können. Zudem schützen die dichten Blätter von Hanf gut gegen Unkraut, was auch den Gebrauch von Herbiziden überflüssig macht. Das macht Hanfkleidung besonders hautfreundlich und optimal für Menschen, die unter Allergien leiden.

Lange Lieferwege

Aus Kostengründen wird der Großteil der Hanfpflanzen in China angebaut. Damit einher gehen lange Lieferketten. Grund für den geringen Anbau in Deutschland ist vor allem das zwischenzeitliche Verbot von Hanfanbau. Seit 2015 darf in der EU zwar wieder Hanf angebaut werden, allerdings nur bestimmte Sorten und unter strengen Auflagen, was die Forschung über geeignete Hanfpflanzen erschwert. 

Angenehmes Tragegefühl durch Temperaturregulierung 

Kleidung aus Hanf fühlt sich besonders angenehm weich auf der Haut an. Ähnlich wie Seide reguliert Hanfkleidung außerdem besonders gut verschiedene Temperaturen sowie Feuchtigkeit: Hanffasern wirken kühlend im Sommer und wärmend im Winter, außerdem trocknen sie dreimal schneller als Baumwolle. Nebenbei absorbieren Hanffasern deutlich mehr UV-Strahlung als Baumwolle oder Leinen.

Immense Preisfaktor

Auch der hohe Preis sorgt dafür, dass Hanfkleidung bisher ein Nischenprodukt ist. InsbesAuch der hohe Preis der Faser sorgt dafür, dass Hanfkleidung bislang ein Nischenprodukt ist. Zu finden sind Hanftextilien insbesondere im höherpreisigen Fair Fashion-Sortiment. Dort schätzen Unternehmen wie Konsument:innen die Kleidung aus Hanf vor allem aufgrund der Öko-Bilanz.ondere höherpreisige Fair Fashion-Unternehmen setzen momentan aufgrund der Öko-Bilanz von Hanfkleidung auf die Nutzpflanze.

Gegen Gerüche und Bakterien

Der Sauerstoffgehalt in Hanffasern sorgt dafür, dass die Bildung von Bakterien und damit unangenehmer Geruch verhindert wird. Kleidung aus Hanf kann aus diesem Grund länger getragen werden, was Waschgänge und damit Zeit, Geld, Ressourcen und Beanspruchung des Kleidungsstücks erspart. 

Mangelnde Transparenz 

Durch die bislang geringe Verwendung von Hanf in der Textilindustrie besteht für diesen noch keine einheitliche Kontrollstruktur. Das heißt, dass bislang keine Siegel oder Ähnliches dafür Sorge tragen, dass die verwendeten Fasern unter sozial sowie ökologisch verträglichen Standards angebaut und verarbeitet wurden. Durch den Anbau in China ist es für europäische Unternehmen noch schwieriger, sich menschengerechter Arbeitsbedingungen sicher zu sein. Mit der zunehmenden Verwendung von Hanf könnten allerdings Strukturen geschaffen werden, die die Transparenz der Lieferketten erhöhen. 

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